Tradition

Die Tradition des Maibaumaufstellens

Die Tradition einen Maibaum aufzustellen geht nachvollziehbar bis ins 16. Jahrhundert zurück. Auf einem Bild des Malers Donauer ist erstmals 1585 ein Figurenmaibaum zu sehen. Auf weiteren Bildern und Motivtafeln 1743 und 1767 ist der Maibaum ebenfalls abgebildet. Seit dem 18. Jahrhundert ist der Maibaum in bayrischen Gemeinden Symbol für Staatsbewusstsein in freien GemeindenNach dem 2. Weltkrieg wurde der Maibaum fester Bestandteil der südbayrischen Gemeinden und Städte. Höhen über 30 Meter sind keine Seltenheit. Der Maibaum wird mancherorts mit Rinde aufgestellt. In Oberbayern ist er geschält und weiß-blau angestrichen.

 

Der Maibaum als Symbol

Im ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt sich der Maibaum zu einem Symbol des neuen bayerischen Staatsbewusstsein. Die freien Gemeinden sahen in ihm geradezu ein Zeichen der erlangten bürgerlichen Selbständigkeit innerhalb des vom Minister Montgelas geschaffenen Staatsgebildes. Im Maibaum fand und findet der Zusammenhalt und auch der Wohlstand eines Dorfes einen sichtbaren Ausdruck.

 

Wann wird der Maibaum geschlagen?

Maibäume hat man früher in der Walpurgisnacht geschlagen oft auch erst am Morgen des 1.Mai. Heute geschieht dies natürlich früher, u. a. um sie in Ruhe herzurichten und aufputzen zu können. Deshalb muss man sie in dieser Zeit streng bewachen, denn Maibaumdiebe, die keine Mühe scheuen, gibt es genug.

 

Wann darf der Maibaum gestohlen und wie kann es verhindert werden?

Zunächst muss er bereits gefällt sein. Es darf also nicht ein noch fest verwurzelter Baum, von dem nur bekannt ist, dass er als Maibaum gewählt wurde, entwendet werden. Liegt der Baum, darf er nicht aus dem Wald gestohlen werden (Holzdiebstahl!). Nach der Tradition dürfte er eigentlich nur in der Walpurgisnacht selbst geraubt werden, und nur, wenn er sich innerhalb des Ortes befindet, in dem er aufgestellt werden soll. Denn erst jetzt besitzt er die Kraft eines Fruchtbarkeitssymbols. Wenn ein Maibaumhüter seine Hand auf den Baum legt, darf er von Maibaumdieben nicht mehr angerührt werden. Dies wird leider in neuerer Zeit nicht mehr so genau beachtet; so kann es durchaus vorkommen, dass übereifrige junge Leute auf die Bewacher losgehen und diese mit Gewalt vom Baum „wegreißen“. In solchen Fällen sind betroffene Vereine gut beraten, Anzeige bei der Polizei zu erstatten, um die Tradition (und seine Vereinsmitglieder) zu schützen. Paul Ernst Rattelmüller hat vor einigen Jahren in seiner Eigenschaft als Bezirksheimatpfleger in der Presse „Goldene Regeln“ für Maibaumdiebe veröffentlicht, deren 7 Punkte wir hier wiedergeben und allen Maibaumdieben und solchen, die es werden wollen, wärmstens zur Beachtung empfehlen*:

  • Nur heimlich und unentdeckt darf der Baum gestohlen werden – je raffinierter die List, um so besser.
  • Frevelhaft ist es, den Baum zu zersägen oder zu beschädigen.
  • Werden die Räuber innerhalb der Gemeindegrenze beim Abtransport überrascht, müssen sie ihre Beute (kampflos) zurückgeben.
  • Aufgestellte Bäume dürfen nicht mehr gestohlen werden.
  • Nur der Baum und nicht die Tafeln, Kränze, Schaarn usw. sind Diebesgut.
  • Nach Versöhnung und Auslösung ist wieder Friede.
  • Das Brauchtum des Maibaum-Stehlens soll so gehandhabt werden, dass Juristen unnötig sind.
  • Außerdem haben sich noch folgende Regeln in den vergangenen Jahren etabliert:
  • Vereine oder Gruppen aus dem eigenen Dorf (Stadtteil) dürfen nur fremde Maibäume stehlen. Der eigene Maibaum, auch eines anderen ortsansässigen Vereins, ist tabu.
  • Der Baum darf erst gestohlen werden, wenn er innerhalb des Ortes aufbewahrt wird, an dem er aufgestellt wird.

Aus „Maibäume Tradition und Brauchtum“ von Ottmar Schuberth ISBN 3-00-000415-7

 

Auslösen des Baumes

War der Diebstahl erfolgreich, so treten die Parteien in die Rückgabeverhandlungen ein. In der Regel einigt man sich auf (reichlich) Bier und Brotzeit für die Diebe. Wenn die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen sind, wird bei der Rückgabe des Baumes (oft mit Musik) gemeinsam gegessen, getrunken und gefeiert. Scheitern die Verhandlungen und wird der Maibaum nicht ausgelöst, stellen ihn die neuen Besitzer als Schandmal für das Nachbardorf und als zusätzlichen Segensbringer für ihren eigenen Ort auf. Nach einigen Wochen wird er dann zersägt und versteigert. An diesem „Schandbaum“ wird oft eine Tafel befestigt, auf der die Maibaumdiebe ihre Enttäuschung durch Spottverse zum Ausdruck bringen.

 

Herrichten des Maibaumes

Nach ganz altem Brauch genügte der geschälte, unbemalte Stamm mit dem Naturkranz unter dem grünen Gipfel. Heute haben die Bäume entweder den grünen Wipfel oder manchmal auch einen Wetterhahn oder andere metallene Spitzen (z.B. Wahrzeichen des Ortes). Der Stamm ist umwunden von einer Fichtenzweiggirlande, auch hat er ein bis zwei Kränze, die mit weiß-blauen Bändern verziert sind. Beim Herrichten werden weder Kosten noch Mühen gescheut. Es muss der Baum gekauft werden falls er nicht, wie in unserem Fall, gestiftet wird. Die hiesigen Maibäume sind in der Regel weiß-blau gestrichen, zuvor müssen sie aber zunächst abgeschliffen und grundierte werden. Ein richtig geschnürter (bemalter) Baum in München hat die Spirale von unten links nach oben rechts gedreht. Als Vorlage dient dabei die (nach links geneigte) bayerisch Raute, die unseren bayerischen (weiß-blauen) Himmel darstellt. Andernorts wird der Baum im Naturzustand (mit Rinde) oder, wie im Isarwinkel (Bad Tölz), entrindet („geschöpst“- bzw. auch „geschäpst“) aber unbemalt belassen. In Franken sieht man auch Bäume mit weiß-roter Bemalung. Viele Bäume haben am Sockel einen Ring mit Rauten. Übrigens, machen sich heutzutage viele das Leben etwas leichter und malen die Rauten gerade (nicht wie wir, korrekt nach links geneigt).E in Spruch, der z.B. die Einigkeit des aufstellenden Ortes bezeugt, wird gut sichtbar angebracht. Ein Spruch kann lauten:

Nach altem Brauch und Sittesteh ich hier in unsrer Mittezu stärken unser Freundschaftsbandzur Zierde unserm Baiernland**(Baiern ist die ursprüngliche Schreibweise).

 

Höhe des Maibaumes

Beim Maibaum kommt es eigentlich nicht auf eine extreme Höhe des Stammes an. Früher war er vielfach nicht höher als die nur wenige Meter hohen grünen Maibirken, die heute noch vom Fronleichnamstag her bekannt sind. Man sollte bedenken, dass ein 20 bis 30 Meter hoher Baum 60 bis 100 Jahre zum Wachsen benötigt. Unsere Bäume waren bisher in der Regel 27 bis 32 Meter hoch. Sie stellten somit zweifellos ein würdiges Symbol dar.

 

Wie muss ein Maibaum beschaffen sein und was steht hinter dem Brauch?

Der Baum sollte möglichst gerade gewachsen sein, denn dies versinnbildlicht Kraft und Gesundheit. Der rindenlose Zustand, den der Baum nach dem „schäpsen“ aufweist, ist wichtig, damit sich nach altem Glauben nicht Hexen und böse Geister in Gestalt von Käfern unter der Borke versteckt halten, die Arten des Schälens sind dabei regional verschieden. Der Kranz an der Spitze versinnbildlicht das weibliche Element, das von dem männlichen Element, dem Stamm, durchdrungen wird. An der Befruchtung hat bekanntlich das weibliche wie das männliche Element seinen unentbehrlichen Anteil. Die weiß-blauen Bänder an den Kränzen üben einen Bindezauber aus. Es wird sozusagen der Segen des Gedeihens angebunden.

 

Das Maibaumaufstellen

Gemeinschaftssinn ist insbesondere bei der Aufstellung des Baumes von größter Wichtigkeit. Viele Bewohner des Ortes sind nämlich erforderlich um den Baum in einen senkrechten Stand zu bringen. Dabei dürfen unter keinen Umständen technische Hilfsmittel herangezogen werden. Für „händisch“ aufgestellte Maibäume brauchts „Irxenschmalz“, das heißt: enorme Körperkraft. Mit drei bis sechs unterschiedlich hohen „Schaarn“ oder „Schwaiwerln“ (zwei lange Holzstangen, die an der Spitze mit festen Stricken zangenartig zusammengebunden werden), geht man an die Arbeit. Sie heißen so, weil sie an Scheren oder gegabelte Schwalbenschwänze erinnern. Heute geschieht das Aufrichten des Baumes trotzdem häufig nicht mehr von Hand, sondern mit einem Kran. Maschinenkraft sollte jedoch nach Möglichkeit nicht eingesetzt werden. Ein Drahtseil zur Sicherung ist allerdings durchaus ratsam, denn es kam schon zu schlimmen Unfällen.

 

Woher kommt der Monatsname Mai

Der Monatsname Mai wurde im Deutschen nach dem lateinischen maius gebildet (vgl. mhd. meie, ahd. meio, ital. maggio, frz. mai). Als Namensgeber wird ein altitalischer Gott Maius vermutet, der Beschützer des Wachstums gewesen sein soll. Andere Bezeichnungen: mensis Marie (Italien), Wunnimanoth, Winnemonat, Wonnemond. Der 1. Mai galt als offizieller Sommerauftakt.